Game Over
Die Voraussetzung, daß Kommunikation stattfindet, ist nicht nur in der schönen Tautologie zu fassen, daß nur Kommunikation kommuniziere, sondern bedarf auch und vor allem eines durch Standards homogenisierten Raumes (medien)technischer Kompatiblität. Allen schönen neuen Spielräumen, die die Apologeten einer ludischen Computerkultur ausrufen, gehen folglich erst einmal die Möglichkeitsbedingungen voraus, mit Machinen überhaupt zu spielen zu können. »Two Lives« bringt ja diesen Tatbestand zu schönem Ausdruck, daß es für Computerbenutzer nicht nur Lebenszeit gibt, die sie mit ihrem Körper im Realen verbringen, sondern daß beim und für den Umgang mit universalen symbolischen Maschinen eben permanent ein zweiter, symbolischer Körper generiert werden muß, auf daß dann gleiches mit gleichem kommunizieren kann. Dieser ,organische Konstruktion", wie Ernst Jünger es nennen würde, die sich zeitgenössisch »interface« nennt, bringt nicht nur der Mensch ein Opfer, sondern auch die Maschine. Interface-Designer reichen, so die Ideologie der gesamten Branche, mit jeder Betriebssystemgeneration neue und größere Gaben auf dem Altar der »usability« oder Menschengerechtigkeit. Diese angedrohte Gerechtigkeit braucht angesichts der Unauffindbarkeit »des« Menschen natürlich ein Modell, sie »modelliert« also erst einmal ihren Menschen, damit dieser dann --so das Versprechen-- ganz »er selbst« sein kann. Und ganz er selbst ist er bekanntlich (und wenn man Schiller glauben darf) genau dann, wenn er spielt.
[von Claus Pias]
Die Voraussetzung, daß Kommunikation stattfindet, ist nicht nur in der schönen Tautologie zu fassen, daß nur Kommunikation kommuniziere, sondern bedarf auch und vor allem eines durch Standards homogenisierten Raumes (medien)technischer Kompatiblität. Allen schönen neuen Spielräumen, die die Apologeten einer ludischen Computerkultur ausrufen, gehen folglich erst einmal die Möglichkeitsbedingungen voraus, mit Machinen überhaupt zu spielen zu können. »Two Lives« bringt ja diesen Tatbestand zu schönem Ausdruck, daß es für Computerbenutzer nicht nur Lebenszeit gibt, die sie mit ihrem Körper im Realen verbringen, sondern daß beim und für den Umgang mit universalen symbolischen Maschinen eben permanent ein zweiter, symbolischer Körper generiert werden muß, auf daß dann gleiches mit gleichem kommunizieren kann. Dieser ,organische Konstruktion", wie Ernst Jünger es nennen würde, die sich zeitgenössisch »interface« nennt, bringt nicht nur der Mensch ein Opfer, sondern auch die Maschine. Interface-Designer reichen, so die Ideologie der gesamten Branche, mit jeder Betriebssystemgeneration neue und größere Gaben auf dem Altar der »usability« oder Menschengerechtigkeit. Diese angedrohte Gerechtigkeit braucht angesichts der Unauffindbarkeit »des« Menschen natürlich ein Modell, sie »modelliert« also erst einmal ihren Menschen, damit dieser dann --so das Versprechen-- ganz »er selbst« sein kann. Und ganz er selbst ist er bekanntlich (und wenn man Schiller glauben darf) genau dann, wenn er spielt.
[von Claus Pias]
ludens - am Mittwoch, 5. März 2003, 01:27 - Rubrik: spieltheorie